Gebetsfahnen Himalaya, Nepal
Buddhistische Lehre - Dharma

Gebetsfahnen

Was sind Gebetsfahnen?

Gebetsfahnen sind rechteckige Stofftücher in den fünf Farben blau, weiß, rot, grün und gelb die mit unterschiedlichen buddhistischen Symbolen und Schriftzügen bedruckt sind. Sie werden oft entlang von Wegen und auf Bergpässen im Himalaya aufgehängt. Sie werden buddhistische Gebetsfahnen oder tibetische Gebetsfahnen genannt.

Seit wann gibt es Gebetsfahnen?

Die tibetischen Nomaden hissten bereits Banner (ru-dar), wenn sie sich versammelten. Es wird diesen Bannern eher eine militärische Funktion zugeschrieben.

Zum Ursprung des religiösen Einsatzes der Gebetsfahnen gibt es eine Vielzahl von Legenden, die teils bis auf Buddha selbst zurückdatieren. Ursprünglich scheinen die Gebetsfahnen aus dem indischen Kulturkreis zu stammen. Mantras wurden auf verschiedenfarbige Stoffbanner geschrieben. Erste schriftlich Überlieferungen weisen auf Atisha (982 – 1054 n. Chr.), einem hochgelehrten buddhistischen Mönch hin. Er gab Anweisungen zur Herstellung, Benutzung und über die Bedeutung von Gebetsfahnen. Mit der Bön-Tradition verbreiteten sich die Gebetsfahnen schnell im gesamten Himalaya Gebiet. Es gab früh schon Mantras, die mit einem beschützenden Aspekt belegt wurden, Dra-lha – Banner wurden zum Schutz der buddhistischen Lehre (Dharma) und dem Wohle aller Wesen aufgehängt.
Tatsache ist, dass die Gebetsfahnen einen Hauptbestandteil der tibetischen Kultur ausmachen. Heute findet man im gesamten tibetischen Kulturbereich (Nordindien, Nepal, Bhutan und Tibet) Gebetsfahnen und Gebetsstandarten auf Dächern der Privathäuser, in Klöster, an heiligen Plätzen, auf Gebirgspässen und Berggipfeln.

Tempelanlage mit Gebetsfahnen im Himalaya
Tempelanlage mit Gebetsfahnen im Himalaya

Welche Arten von Gebetsfahnen gibt es?

Grundsätzlich gibt zwei Arten von Gebetsfahnen:
Man unterscheidet zwischen horizontalen (tibetisch Lungta) und vertikalen (tibetisch Darchog) Gebetsfahnen.

  • Horizontale Fahnen
  • tibetisch Lung ta (rlung-rta – Windpferd, Lung – Wind / Ta – Pferd)

    Lung ta (horizontale) Gebetsfahnen haben eine quadratische oder rechteckige Form und meist sind 25 einzelne Fahnen an ihren oberen Kanten mit einer langen Schnur vernäht. Sie werden üblicherweise von hoch nach niedrig zwischen zwei Objekten an hohen Stellen wie den Gipfeln von Tempeln, Klöstern, Stupas und Gebirgspässen, Dächern oder Masten festgebunden.

  • Vertikale Fahnen
  • tibetisch Darchog (dar-lcog, Fahnenmast)

    Darchog – Gebetsstandarten sind große einzelne Rechtecke aus meist aus fünf zusammengenähten Fahnen, die entlang ihrer vertikalen Kante an Stangen befestigt sind. Darchog werden gewöhnlich auf dem Boden oder auf Dächern aufgestellt.

Hausdach im Himalaya mit Gebetsstandarte und Gebetsfahnen
Hausdach im Himalaya mit Gebetsstandarte und Gebetsfahnen

Warum Fahnen aufhängen?

Gebetsfahnen werden traditionell verwendet, um Glück, Gesundheit, langes Leben, Reichtum und gutes Gelingen für alle zu erbitten. Alle, die ein auf Soff geschriebenes Mantra erblicken, das hoch in den Himalaya Bergen hängt, sollen Unterstützung auf dem Weg der Erleuchtung erfahren. Auch werden deshalb auf der Spitze eines Standartenstabes oben nochmals eingepackte Fahnen mit Mantras platziert, um sie ehren zu können zum Zwecke des guten Gelingens.

Durch das Aufhängen von Gebetsfahnen trägt der Wind alle auf den Flaggen abgebildeten Segnungen zu allen Wesen. Wenn der Wind die Fahnen bewegt, wird die Luft mittels der Mantras gereinigt und geheiligt. Die Gebete (Mantras) und Symbole auf den Fahnen werden so zu einem Teil des Universums.

So wie sich das Leben weiterentwickelt und durch neues Leben ersetzt wird, erneuern die Tibeter ihre Hoffnungen für die Welt, indem sie ständig neue Flaggen neben die alten setzen. Dies symbolisiert die Akzeptanz, dass das Leben einer permanenten Veränderung unterworfen ist und die Anerkennung, dass alle Wesen Teil eines größeren fortlaufenden Zyklus sind.

Was bedeuten die unterschiedlichen Farben der Fahnen?

Die Farben der Gebetsfahnen beziehen sich auf die fünf Elemente Wasser, Äther (Raum), Feuer, Luft und Erde entsprechend der buddhistischen Lehre. Die fünf Farben der Fahnen symbolisieren die Himmelsrichtungen, die fünf Elemente und die dazugehörigen Meditationsbuddhas (Dhyani Buddhas).

BuddhaRichtungFarbeSilbeElementSymbol
AkshobhyaOstenBlauhumWasserDorje
VairocanaZentrumWeißomRaumChakra
AmitabhaWestenRothrihFeuerPadma
AmogasiddhiNordenGrünahLuftVisvavajra
RatnasambhavaSüdenGelbtramErdeRatna

 

Die fünf Farben sind in einer bestimmten Reihenfolge von links nach rechts angeordnet: blau, weiß, rot, grün und gelb. Meistens werden die Gebetsfahnen in allen fünf Farben auf eine Schnur gespannt. Nur in wenigen Fällen werden einfarbige Gebetsfahnen oder Standarten verwendet.
Bei Gebetsstandarten werden meist nur fünf Fahnen verwendet. Die Gebetsfahnen werden meist mit 25 Blatt hergestellt (fünfmal die fünf Farben) in Reihenfolge hergestellt.

Was steht auf den Fahnen?

Krafttiere: Garuda (Adler), Tiger, Schneelöwe, Drache und Windpferd.
Symbole: Kalachakra und die acht tibetischen Glückszeichen – Tashi Tagye – Ashtamangala (Fische, Standarte, Vase, Lotusblume, Muschelhorn, Endlosknoten, Banner und dem acht-speichigen Rad).
Buddhas: Shakyamuni, Medizinbuddha, Amitayus, Manjushri, Padmasambhava, Sitatapatra, Vajrakila, Namgyalma, Grüne und Weiße Tara und diverse Meditationsbuddhas.

Alle Gebetsfahnen sind mit heiligen Texten und Mantras bedruckt.

Lung-ta

Im Zentrum einer Gebetsfahne befindet sich traditionell ein Lung-ta (Wind-Pferd), auf dessen Rücken sich drei flammende Juwelen (Ratna) befinden. Ratna symbolisiert Buddha, Dharma (buddhistische Lehren) und Sangha (buddhistische Gemeinschaft).
Das Pferd – Ta ist ein Symbol für Geschwindigkeit und die Umwandlung von Unglück in Glück.

Mantra

Ein Mantra, das um das Pferd geschrieben war, hieß dem Sinn nach: das Pferd soll Glück bringen durch starke Lebensenergie, Reichtum und Gesundheit.
Es befinden sich viele hunderte Mantras auf den Gebetsfahnen, wie Om Mani Padme Hum das Mantra von Avalokiteshvara, oder die Mantras von Padmasambhava und Manjushri.

Zusätzlich zu den Mantras werden häufig Gebete für ein langes glückliches Leben für die Person aufgenommen, die die Fahnen aufhängt.

In den vier Ecken sind von die mächtigen Tieren abgebildet, die Vier Hoheiten: der Drache (kreative Kraft), der Garuda (Weisheit), der Tiger (Stärke, Zuversicht) und der Schneelöwe (Souveränität und Schutz).
Diese Symbole haben Ihren Ursprung in der chinesischen Astrologie.

Gebetsfahne weiß mit Windpferd Lungta
Gebetsfahne weiß mit Windpferd Lung-ta

Wie hängt man Gebetsfahnen auf?

Horizontale Gebetsfahnen werden bereits auf einer Schnur geliefert, die Sie dann nur noch an zwei Punkten festbinden müssen. Gebetsfahnen können in Innenräumen und in der Natur aufgehängt werden.
Die vertikalen Gebetsstandarten lassen sich mit Schlaufen an einen Holzstiel oder Bambusstab festmachen und eigenen Sie für draußen für Balkon oder Garten.
Die Fahnen sollen so aufgehängt werden, dass sie frei hängen und im Wind wehen können, am besten ohne irgendwo anzustoßen. Bevorzugt sollen sie von einem höhen Punkt zu einem etwas niedrigeren gespannt werden. Oft werden die Fahnen von einem zentralen Punkt kreisförmig (oder fächerförmig) in die Umgebung gespannt, wenn der Platz es zulässt.

Wann hängt man die Gebetsfahnen auf?

Die Tibeter sind sehr abergläubisch und haben deshalb spezielle Tage, die günstig für das Aufhängen der Fahnen sind. Wir empfehlen das Aufhängen der Fahnen bei aufsteigenden (zunehmenden) Mond.
Die Tibeter nehmen aus ihrem Kalender nur Tage mit glücksverheißenden Sternenkonstellation dazu her.
In Tibet werden alte Gebetsfahnen jährlich zum tibetischen Neujahr (Lhosa) durch neue ersetzt. Am dritten Tag von Lhosa werden von allen Tibetern neuen Fahnen aufgehängt, aber auch zu besonderen Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Beerdigungen und anderen Anlässen unter anderem bei Erkrankungen, um bald zu genesen.

Stupa Boudhanath, Kathmandu mit Gebetsfahnen
Stupa Boudhanath, Kathmandu mit Gebetsfahnen

Wie behandelt man die Gebetsfahnen?

Die Gebetsfahnen sollten mit Respekt behandelt werden, d.h. nicht mit den Füßen berühren werden oder auf den Boden legt werden, da die Symbole und Mantras heilig sind.
Ein Produzent weist daraufhin, dass alte Gebetsfahnen verbrannt werden sollten. Mittlerweile verbreitet sich diese Ansicht im Internet und wird vielfach zitiert. Wir distanzieren uns davon, außer es handelt sich um Gebetsfahnen aus Baumwolle. Das Verbrennen von Polyester im Freien ist eine Umweltverschmutzung und bestimmt nicht im Sinne Buddhas. Am besten Sie achten beim Kaufen darauf, dass Sie die etwas teureren Fahnen aus Baumwolle nehmen und die Kunststoffschnur abschneiden bevor sie die alten Baumwollfahnen verbrennen.

Gipfel Thorong La Gebetsfahnen
Gipfel Thorong La Gebetsfahnen

Wie werden Gebetsfahnen hergestellt?

Ursprünglich wurden die Gebetsfahnen im Holztafeldruckverfahren – auch Blockdruck genannt – hergestellt. Heute wird dieses Druckverfahren nur noch von wenigen Druckereien verwendet. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage und um immer billiger anbieten zu können, werden mittlerweile die meisten Gebetsfahnen im Siebdruckverfahren auf Polyesterstoffe gedruckt. Dies führte auch zur Verflachung des Angebots, sodass bis zu 95% nur noch Gebetsfahnen mit dem sogenannten „Windhorse“ Motiv produziert werden. Nur noch Insider greifen auf die Vielfalt der Gebetsfahnen zurück und bestellen zu den jeweiligen Anlässen bei den wenigen noch verbliebenen Blockdruckdruckereien.

Als Material zum Bedrucken der Fahnen werden heute meistens Polyesterstoffe wegen des günstigen Preises verwendet; früher wurde auf Baumwolle, Seide und Papier (Lokta) gedruckt. Die Tibeter sind hier in erster Linie pragmatisch, die Polyesterfahnen sind witterungsbeständiger. Auch bei den meisten Gebetsfahnen aus Baumwolle wird die Schnur, mit der sie vernäht werden, aus Kunstfaser hergestellt, da diese draußen länger halt als eine Baumwoll- oder Hanfschnur. Dennoch plädieren wir für den Kauf für Baumwollfahnen.

Die Gebetsfahnen werden nicht für die Ewigkeit gemacht. Sie sollen regelmäßig erneuert werden und ihr Verschleiß ist Ausdruck der Vergänglichkeit. Das Ausfransen oder Verbleichen der Fahnen ist gewollt, deshalb sind sie traditionell nicht eingesäumt.


Filme über Herstellung

Gebetsfahnen Herstellung klassischen Holztafeldruck
Gebetsfahnen Herstellung historisches Blockdruckverfahren

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