Pa-Phurba-Ritualdolch
Schulen des tibetischen Buddhismus

Bön – alte tibetische Religion

Bön ist eine asiatische, schamanistische Religion mit Verwurzelung in der Pflege des Ahnenkults.

Bedeutung

Bön (Bon tibetisch – Wahre Lehre, Wahrheit , Wirklichkeit)
Bonpo (Bönpo) ein Anhänger = der Bön Religion

Bön eine in Tibet beheimate animistisch-schmananistische Religion aus Sibirien kommend, die sich in ganz Innerasien bis nach China verbreitete.
Ekstase-Techniken, Opfer- und Totenkult spielen eine wichtige Rolle im Schamanismus, der mit seinen Wurzeln bis in die frühgeschichtliche Welt der Jäger und Sammler zurückreicht.

Aberglauben und Opferrituale (früher sogar Menschenopfer) herrschten in frühen Zeiten der Bön-Priester Tibets, die mit Zauberflüchen, Bann-Tänzen aber auch mit dem Schwert ihre Stellung gegen über dem königlich verordneten Buddhismus verteidigten.

Geschichte

Bön Religion hat eine alte spirituelle Tradition, die von Gelehrten als zoroastrischer oder kaschmirischer, buddhistischer Herkunft angesehen wird, die in Tibet vor allem in der westlichen Region von Zhangzhung (Mount Kailash) vor der offiziellen Einführung und Gründung des Buddhismus verbreitet war.

König Sonsten Gampo führte den Buddhismus in Tibet im 7. Jh. ein, es wandelte sich die Bön-Religion zu einem lamaistischen Bön-Priestertum. Elemente des Bön werden in den tibetischen Buddhismus integriert (z. B. das Orakelwesen). Tönpa Shenrab Miwo, der Begründer des Bön wird jedoch als Erwachter betrachtet nicht Buddha Shakyamuni. In der Ikonographie wird die Anlehnung an den Buddhismus deutlich, Tönpo Shenrab Miwo wird ähnlich wie Shakyamuni dargestellt.

Entwicklung

Obwohl Bön-Religion sich in ihrer Literatur sowohl von den indigenen Glaubensrichtungen Tibets als auch von den buddhistischen Traditionen zu unterscheiden scheint, hat sie im Laufe der letzten Jahrhunderte viele Lehrreden des Buddha Shakyamuni assimiliert und dadurch eine theoretische, neo-buddhistische Grundlage entwickelt. Die Bön-Tradition ist besonders stark in der Shang-Region von Tsang, in Kongpo, Khyungpo und der Ngawa-Region von Amdo und im Dolpo verbreitet.

Neun Wege

Die Schriften des Böns sind Kanjur und Tanjur, die in neun Wege gegliedert sind, ähnlich den neuen Fahrzeugen im Nyingma, zurückgehend auf die Lehrreden Shakyamunis.

  1. Weg der Priester mittels Voraussagens – Wahrsagekunst, Astrologie, Medizin, Rituale
  2. Weg des Priesters des Sehens – Götter und Dämonen besänftigen
  3. Weg des Priesters der Illusion – Kontrolle über die Feinde
  4. Weg des Priesters der Existenz – Erlösung und Bardo
  5. Weg des tugendhaften Schülers – Ehrerbietung der Gläubigen durch Tugend
  6. Weg der Asketen – asketischen Rituale leben
  7. Weg des reinen Schalls – Praxis des höheren Tantras
  8. Weg des urzeitlichen Priesters – Praxis von Manadals, Verwirklichung von Vollkommenheit
  9. Dzogchen – große Vollkommenheit

Fünfte Schule des tibetischen Buddhismus

1977 wurde vom Dalai Lama die alte Tibeter Religion des Bön als fünfter Zweig des tibetischen Buddhismus akzeptiert.


Quellennachweise

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Schuhmacher, Stephan: Das Totenbuch der Tibeter, Diederichs, 2008

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