Padmasambhava Statue Vollfeuervergoldet
Lehrmeister - Acaryas

Padmasambhava – Guru Rinpoche

Guru Rinpoche war ein großer Gelehrter und Tantriker, er ist der Begründer des tibetisch-tantrischen Buddhismus. Er wird als Inkarnation Amitabhas angesehen und vielfach verehrt.

Padmasambhava (Pema Jungnay) – Guru Rinpoche

Guru Rinpoche aus dem tibetischen übersetzt Edler Meister.  Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet Padmasambhava Lotusgeborener.

Padmasambhava ist es zu verdanken, dass die Tibeter sich dem Dharma zuwandten. Der große Verkünder des tantrischen Buddhismus und Gründer des Lamaismus gilt bei den Tibetern als Nachfolger Buddhas und Inkarnation des Buddha Amitabha. Guru Rinpoches Statue fehlt auf keinem tibetischen Hausaltar. In jedem Kloster ist er in Form eines Thangka oder einer Statue präsent.

Leben

Padmasambhava stammte aus Udyana (Kaschmir). Nach dem Indien-Feldzug Alexander des Großen im 4. Jh. v. Chr. trafen in dieser Gegend viele verschiedene religiöse Elemente aus Ost und West zusammen. Sie haben hier zur esoterischen Ausprägung des Buddhismus beigetragen.

Im 8. Jh. wurde der Acarya (buddhistischer Lehrer) Padmasambhava auf Veranlassung des indischen Gelehrten Santaraksita vom tibetischen König Songsten Gampo und seiner Frau Yeshe Tsogyal nach Tibet eingeladen, um die Bön-Religion mit seinen unheilstiftenden Dämonen durch die Lehre Buddhas abzulösen. 25 Jünger unterstützten ihn beim Verbreiten der heiligen Schriften Buddhas in Tibet.

Biographie

Seine Schülerin Yeshe Tsogyal (die Prinzessin schloss sich Padmasambhava an) verfasste seine Biographie (Pemakathang), die erst im 14. Jh. wiederentdeckt wurde. Hier wird die wunderbare Geburt und sein Auffinden in einem Lotussee, die Adoption durch König Indrabhuti, sein unstetes Pilgerleben und vor allem von seinen Wundertaten berichtet. Er bannte Dämonen und lehrte den Menschen den Buddhismus. Es gab trotz seiner Beliebtheit auch Unmut gehen ihn und seine erotisch tantrischen Praktiken, sowohl bei Gelehrten wie auch beim Adel auch wegen der Anzahl seiner fünf Frauen oder Yoginis (Mandarva, Yeshe Tsogyal, zwei Nepalesinnen und eine Frau aus Ost-Tibet). Ebenso wurde ihm sein Anspruch verübelt von größerer Siddhi-Macht als Buddha Gautama zu sein.

Kloster Samye und Schriften

Guru Rinpoche gründete im Jahr 775 (810 geweiht) im Tsangpo-Tal das erste tibetische Gompa – Kloster- Samye. Der erste Abt wurde Santaraksita.
Padmasambhava soll hier seine Schatz-Schriften verfasst haben, die für zukünftige Zeiten an geheimen Plätzen versteckt wurden. Die bekannteste Schrift daraus ist sein Bardo Thödol (Tibetisches Totenbuch). Zu diesen Schriften zählen auch Legenden über sein Leben, Texte über Meditations- und Ritualtechniken, Anleitungen für den Suchenden über Padmasambhava zu meditieren. Es wurden Schriften gefunden, die z.B. 900 jahrelang in einer Felsenhöhle in Dunhang (Nordwestchina) eingeschlossen waren, die von Guru Rinpoche stammen sollen.

Tibet

Gemeinsam mit den Gelehrten Trisong Detsen und Santaraksita gelang es ihm in Tibet den Buddhismus zu verankern. Er gilt als Urvater und Universallehrer der Nyingma Tradition, der alten Schule, die ihn als zweiten Buddha verehrt. Die Schule beruft sich auf die esoterischen Lehren der Tantras, die als Offenbarung des Adibuddha Samantabhadra gelten und auf die Termas (wiederkehrende Schriften).

Thangka Adibuddha Samantabhadra
Thangka Adibuddha Samantabhadra

 Ikonographie von Padmasambhava

Er wird in unterschiedlichen Weisen dargestellt und mit verschiedenen Attributen.
Meist wird er abgebildet mit königlichem Mantel, ein Geschenk des Königs von Saor. Bedeckt mit einem Hut mit umgelegten Ohrenklappen sitzt er auf einer Lotusblume. Der Mönchshut gilt als Zeichen höchster Würde und ist mit einer Pfauenfeder geschmückt. In der linken Hand hält er eine Kapala (Schädeltasse), in dieser steht eine mit Amrita (Elexir des Lebens) gefüllte Vase.

Die rechte Hand hält einen Dorje und an seiner linken Schulter lehnt ein Khatvanga (tantrischer Stab) als Zeichen höchster tantrischer Meisterschaft.

Auffällig sind die ausgeprägten senkrechten Stirnfalten (Zeichen des profunden Nachdenkens) und sein typisch mongolisches Bärtchen.

Padmasambhava Detail Kapala mit Amrita
Kapala
Padmasambhava Detail Dorje
Dorje
Padmasambhava Detail Khatvanga (Tantrastab)
Khatvanga

 

Erscheinungsformen

Es gibt die viele Erscheinungsformen Padmasambhvas, je nach Lebenssituationen.

Dorje Dolö – Dorje Drolod

Dorje Dolö ist die Darstellung als Dämonenbezwinger und Trost-Guru. Er steht auf einem Tiger und jagt als „Tröster der Wesen“ über die Leichenstätten. Seine Aufgabe ist es die luftbestatten Toten zu trösten und sie vor leichenfressenden Dämonen zu schützen. Dorje Drolod trägt als Schmuck das Dharmachakra, wie auch Yama der Totengott. Eine Totenkopf Girlande hängt um seinem Hals. Mit drei weitaufgerissenen Augen und die Zähne gefletscht erzeugt er Furcht. Die rechte Hand hält den Vajra hoch und die linke den Vajrakila (Phurba- Dämonennagel).

Dragpo der Wilde

Er hat das furchterregende Aussehen eines Dharmapalas. Die Haut eines Menschen und eines Elefanten bedecken seinen Rücken. Eine Totenkopf Mala und eine züngelnde Schlange hängen um seinen Hals. Er tanzt auf einen Dharmafeind, den er unterworfen hat. In der rechten Hand hält er einen Vajra hoch und in der linken den Skorpion (lauernde Gefahr).

Loden Choge – Loden Chogse

Loden Choge ist die Darstellung als Weisheitsverkünder. In höfischer Kleidung verkündet er Weisheit. Er sitzt in geschlossener Pose und hält mit der rechten Hand oben das Damaru, mit der linken die blutgefüllte Kalpala. Das Spiegelmedaillon hängt um seinen Hals, was ihn als Erkenner der Leerheit offenbart. Feinden der Lehre steht er wehrhaft entgegen. Am Gürtel trägt er seine Phurba (Vajrakila), um die Geister auf den Boden zu nageln und zu unterwerfen und sie in die Lehre Buddhas zu nehmen.

Padma Gyalpo – Padmaraja

Padma Gyalpo ist die Darstellung als lotusgeborener König. Die Legende berichtet, dass Guru Rinpoche von König Indrabhuti zum Lotuskönig (König der Weisheit und Reinheit) ernannt worden ist. Er sitzt auf einem Lotusthron und eine Musikantin spielt für ihn. Er dreht mit der linken Hand das Damaru (Trommel), um die geistig schlafende Menschheit zur Erkenntnis der Wahrheit zu wecken. In der linken Hand hält er den Spiegel (drapana), einem Sinnbild der Leere oder des karmischen Schicksals.

Pemasambha

Pemasambha als indischer Pandita mit Mönchsrobe und Gelehrtenhut. In der rechten Hand hält er ein Vajra und mit der linken stützt er sich auf eine weiße Lotusblüte, die aus dem Wasser ragt und einen Thron für ihn bildet. Der Khatvanga mit flammendem Dreizack steht neben ihm.

 Pema Djungne – Padmashambhava mit zwei Yoginis

Dargestellt wird er mit seinen Schülerinnen und Yoginis. Zu seiner Rechten der Prinzessin Mandarava (Tochter des indischen Königs von Saor) und zu seiner Linken der Tibeterin Yeshe Tsogyal. Padmasambhava trägt ein reich geschmücktes Gewand und einen Lotushut geschmückt mit Sonne und Mond und einer Adlerfeder. In der rechten Hand hält er den Vajra. In der linken Hand liegt die mit Nektar gefüllte Kapala. Dies weist uns darauf hin, dass er als Einweihter der esoterischen Tantralehere, die Bitterkeit des Todes nicht schmeckt und direkt ins Nirwana eingeht. In der linken Armbeuge hält er seinen Stab (Khatvanga).

Roter Vajrapani

Padmasabhava kann zur Schutzgewährung der Gläubigen die Gestalt des roten Vajrapani annehmen.

Sakyasimha – Sakya Senge

Sakyasimha – Padmasambhava als zweiter Buddha, geistiger Sohn Buddhas ohne Hut mit Schädelwulst, der Buddhaweisheit andeutet und in Buddhapose im Lotussitz, die linke Hand hält den Rand der Bettelschale, die rechte auf dem Knie abgestützt mit Vajra, Zeigefinger in der Drohgeste (Tarjamudra), um seine Gewalt über die Dämonen zu zeigen.

Senghe Dadog

Senghe Dadog ist die Darstellung als mächtiger Yidam, der mit der Löwenstimme. Sein dämonisches Aussehen ist mit drittem Stirnauge, dem flammendem Haar, der Fünf-Schädelkrone, einer Totenkopf-Mala und dem Rückentuch aus Löwenhaut dargestellt. Mit einem Lendenschurz aus Tigerfell steht er auf zwei Dharmafeinden. In der rechten Hand hält er oben ein Vajra. Die linke Hand formt mit Zeigefinger und kleinem Finger die Banngeste (Karanamudra), mit abgebildet wird die hinduistische Kali (die Schwarze). Sie ist von ihn in den Dienst des Dharmas gezwungen worden.

Suryarasmiguru – Lama Nyima Öser

In der Darstellung als Siddhi und Yogi wird Guru Rinpoche lächelnd und bärtig mit einer Fünfschädelkrone gezeigt. Auf dem Haarknoten ist ein halber Vajra. Um seine Hüften ist ein Tigerfell gelegt. Wie die Siddhas sitzt der Sonnenstrahl-Guru auf einem Gazellenfell. Sein linkes Bein über dem rechten, was uns zeigt, dass der Siddhi über die Konventionen erhaben ist. Mit der rechten Hand hält der den Khatvanga (magischen Stab) mit Dreizack. Der linke Arm ist aufs Knie gelegt, die Hand abgewinkelt. Mit seinem ausgestreckten Zeigefinger hält er den Strahl der Sonne fest, um den Tag auf die Dauer von drei Tagen zu verlängern. Er hat fünf Jahre als Einsiedler auf einer Begräbnisstätte gelebt. Dabei hat er die Siddhi-Fähigkeit erlangt, Sonnenstrahlen mit den Händen zu greifen.

Tzokye Dorje als Adibuddha in Yam-Yum

Als Adibuddha wird Padmasabhabva nur allein mit seiner tantrisch begabtesten Yogini Mandarava dargestellt. Die Yogini sitzt auf seinem Schoß, die in ihrer linken Hand die Kapala und in der rechten das Hackmesser hält. Guru Rinpoche hält in der rechten Hand den Vajra, in der linken die Ghanta. Die Haltung entspricht fast der des Adibuddha Vajrasattva und soll die Ähnlichkeit des Acarya mit dem Urbuddha aufzeigen.

Padmasambhava mit Mandarava Statue Vollfeuervergoldet
Padmasambhava mit Mandarava

Mantra

Om A Hum Vajra Guru Padma (Peme) Siddhi Hum

 

Padmasambhava Mantra Om Ah Hum Vajra Guru Padma Siddhi Hum


Quellennachweise

David-Néel, Alexandra: Die geheimen Lehren des tibetischen Buddhismus, Herder Verlag, 2002

David-Néel, Alexandra: Ralopa. Der Meister geheimer Riten und andere unbekannte Texte., Janos Morzsinay Verlag, 1980

Essen, Gerd-Wolfgang: Die Götter des Himalaya: Buddhistische Kunst Tibets, Prestel-Verlag, 1989

Gruschke, Andreas: Die heiligen Stätten der Tibeter, Diederichs, 1997

Hügel, Villa: Tibet: Kloster Öffnen Ihre Schatzkammern, Hirmer Verlag, 2006

Peyronnet, Marie-Madelaine: Alexandra David-Néel : mein Leben mit der Königin des Himalaya, Nymphenburger, 2003

Rinpoche, Sogyal: Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben, Knaur MensSana TB, 2010

Schleberger, Eckhard: Die indische Götterwelt. Gestalt, Ausdruck und Sinnbild. Ein Handbuch der hinduistischen Ikonographie., Diederichs, 1997

Schuhmacher, Stephan: Das Tibetische Totenbuch, ARKANA Verlag, 2008

Schumann, Hans Wolfgang: Buddhistische Bilderwelt, Diederichs, 1998

Uebach, Helga: Tibet. Kunst des Buddhismus. Ausstellungskatalog. Haus der Kunst München 6. August bis 16. Oktober 1977., Haus der Kunst, 1977

Beer, Robert: The Handbook of Tibetan Buddhist Symbols, SHAMBHALA, 2003

Coleman, Graham: A Handbook of Tibetan Culture, Ebury Digital, 2016

Heruka, Tsangnyön: The Life of Marpa the Translator, SHAMBHALA, 2018

Majupuria, T.C & Kumar, Rohit: Gods & Goddesses. Know Nepal Series No. 10, M.D. Gupta, 1996

Pal, Pratapaditya: The Art of Tibet, Asia Society, 1969

Shakya, Min Bahadur: The Iconography of Nepalese Buddhism, Handicraft Assocation Of Nepal, 1994

Sir Monier-Williams, Monier: Sanskrit-English Dictionary, Manohar Publishers and Distributors, 2006