Nyingma Schule
Gegründet wurde die Nyingma-Tradition (Alte Schule) im 8 Jh. vom tantrischen Meister Padmasambhava, der die Anbetung der alten Naturgottheiten der Bön in den Buddhismus integrierte oder der Lehre unterwarf.
Geschichte
Der Einfluss von Padmasambhava (Guru Rinpoche) auf die Tibeter führte zu einer Assimilierung der vielen animistischen Götter mit der Lehre Buddhas. Die Dharma Könige Trisong Detsen und Tri Rälpatschen waren großzügige Sponsoren für die umfangreichen Übersetzungsarbeiten der vielen heiligen und weltlichen Texte des alten Indiens.
In dieser Zeit war nur die Nyingma-Tradition die alleinige Vertretung des tibetischen Buddhismus.
Im 9. Jh. wurden die Klöster gezwungen ihre wissenschaftlichen Arbeiten einzustellen, denn König Langdarma ermordete König Tri Rälpatschen und besetzte seinen Thron. Viele Mönchen versteckten sich oder flohen in Grenzgebiete. Die meisten der erst kurz zuvor übersetzen buddhistischen Texte wurden in dieser Zeit zerstört oder versteckt.
Ab Mitte des 10. Jh. entwickelten sich die Nyingmapas zu einer Schule basierend auf den spirituellen Überlieferungen Padmasambhavas. Alte Texte aus der Samye-Übersetzung Samye wurden wieder entdeckt zurückgehend auf die monastische Traditionen Shantarakshitas. Die neuen monastischen Schulen des 11. Und 12. Jh. wurden von Atisha, Drokmi und Gampopa gegründet.
Der 5. Dalai Lama (17. Jh.) war stark der Nyingma-Tradition zugewandt. Er ließ die heiligen Schriften wieder gelten und unterstütze den Klosterbau von Mindröling und Dorje Drak, die wichtigsten Nyingma-Kloster Tibets.
Die Tibeter meinen die Nyingma Lehren sollen für diejenigen bestimmt sein, die schon fast Erwachte sind.
Lehre
Die tantrischen Lehren sind in den 100.000 Nyingmapa-Tantras zusammengefast. Sie sind in äußere (Kiriyoga, Caryayoga, Yogatantra) und innere Tantras (Mahayoga, Anuyoga, Atiyoga) unterteilt.
Die inneren Tantras werden auch als „höchstes Yoga-Tantra“ bezeichnet, die höchste der vier Tantraklassen im tibetischen Buddhismus und wird mit dem Mahamudra verbunden.
Die neun Yanas (Fahrzeuge des Buddhismus) werde in 3 Ursachenfahrzeuge der Sutra und sechs Ergebnisfahrzeuge des Tantra untergliedert. Ein Yana ist ein Mittel für die individuelle spirituelle Verwirklichung.
Ikonographie
Buddhistische Kunst hat bei den Nyingmapas oft eine geheimnisvolle und düstere Seite, auf vielen Thangkas sind Darstellungen des Bardo (Zwischenreich von Leben und Tod) thematisiert und die Ishtadevata (archetypische Gottheiten) werden in furchterregenden Erscheinungen der Schutzgottheiten dargestellt. Zum Pantheon der Gottheiten den Nyingma-Tradition zählen:
Chakrasambhava, Dorje Legpa, Ekajati, Hayagriva, Jambhala, Kurukulla, Mahakala, Manjushri, Padmasambhava – Guru Rinpoche, Rahula, Samatabhadra, Simhamukha, Vajradhara, Vajrakila – Dorje Phruba, Vajrapani.
Quellennachweise
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