Gelug Schule
Die Gelug-Schule ist die jüngste der 4 Sarma-Schulen des tibetischen Buddhismus, gegründet von Tsongkhapa im 15. Jh. basierend auf der Kadampa Tradition.
Geschichte der Gelug-Tradition
Die Wiederbelebung des tibetischen Buddhismus geht auch auf Atisha zurück, nach der Zerstörung vieler Klöster und Schriften durch den Bön zugewandten König Lang Darma im 9. Jahrhundert. Atisha (11. Jh.) war indischer Lehrmeister, Übersetzer und Autor vieler buddhistischer Texte. Er bekam von Jangchub (dem Herrscher von Ngari) den Auftrag die Pfade des Tantra und Sutra in der Lehre (Dharma) so darzustellen, dass sie für alle Menschen in seinem Land praktizierbar wurden und sich schnell verbreiten konnten.
Atisha verbrachte 10 Jahre seines Lebens in Tibet, seine Schüler begründeten die Kadampa Schule. Drei seiner Schüler bekannt als Khu, Ngol und Drom sollen Emanationen der Bodhisattvas Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani gewesen sein.
Tsongkhapa
Tsongkhapa war ein großer Reformator und bezog sich auf die Kadampa-Schule der Schüler Atishas und bevorzugte die Vinayaregeln der Mönchsdisziplin inklusive Zölibat. Er entwickelte strenge Ordensregeln, diese Reformen wirkten sich auch auf andere Orden seiner Zeit aus. Die Gelugpas wurden dafür hochgeachtet und galten auch als gerechte und weise Ansprechpartner in weltlichen Dingen.
Tsongkhapas Nachfolger (1391 geb.) wurde zum ersten Dalai Lama erklärt. Der erste Dalai Lama, der Staatsoberhaupt Tibets wurde, war der fünfte Dalai Lama (1617-1682) und seitdem blieben die Dalai Lamas die Regenten Tibets. Nach dem Tode eines Dalai Lama fahren Kommissionäre im Lande herum den wiedergeborenen Knaben zu finden, der den nächsten Dalai Lama stellen wird.
Dalai Lama
Jeder Dalai Lama wird als eine Inkarnation Avalokiteshvara, dem transzendentem Buddha gesehen. Es gibt in Tibet jedoch nicht nur einen dieser Tulkus sondern viele, die nächst wichtige Inkarnation neben dem Dalai Lama ist der Panchen Rimpoche (Tashi-Lama) und gilt als geistige Schöpfung des transzendenten Buddha Amitabha.
Die Anhänger Tsongkhapas wurden ursprünglich als Gandenpas bezeichnet nach ihrem Kloster Ganden, daraus entwickelte sich später der Name Gelupas (die Tugendhaften) oder Neue Kadampas. Sie werden auch Gelbmützen genannt oder Gelbe-Schule, da sie im Gegensatz u den anderen Schulen keine roten sondern gelbe Mönchshüte tragen.
Lehre der Gelug-Tradition
Atishas Hauptwerk Lamrim (Lampe für den Pfad) ist die Grundlage für alle späteren Lamrim Unterweisungen. Er war ein strenger monastischer Vertreter der Lehre Buddhas, in der puristischen Form der Lehrreden.
Lamrim
Das Werk beginnt mit einer Verbeugung vor den Drei Juwelen – Buddha, Dharma und Sangha. Er wendet sich in seinen Versen an drei unterschiedliche Gruppen entsprechend ihrer spirituellen Fähigkeiten.
Die Gruppe mit geringster Befähigung strebt nur die Freunden Samsaras an, die der mittleren Befähigung wendet sich von weltlichen Dingen ab und sucht für sich allein den Frieden und die Gruppe höchster Befähigung, die alles Leid völlig überwinden will.
Sein Werk beschäftigt sich weiter mit den Praktiken zur Hervorbringung des Bodhichitta (Erleuchtung) und dem Vajrayana (Lamaismus oder esoterischer Buddhismus). Der dritte Großlama der Gelugpa ist der Dalai Lama.
Mittleren Weg
Vajrayana basiert auf der Lehre “des Mittleren Wegs” (Madhyamaka) und den philospohischen Grundlagen des Mahayana. Die Yanas (Fahrzeuge) unterscheidet man mittels ihrer Ziele oder Praktiken. Es gibt unterschiedliche Wege zum Ziel, so wird das Vajrayana “Pfad des Resultats” genannt. Das Mahayana mit seinem Sutra-System wird “Pfad der Ansammlung” genannt und der Theravada der “Pfad der Entsagung”. Ziel aller Wege und Praktiken ist die Buddhaschaft.
Lam Rim Chen Mo
Tsongkhapas Hauptwerk Lam Rim Chen Mo (Große Darlegung des Stufenwegs, 100 Seiten stark in der Hauptfassung) ist bis heute die Grundlage für den Stufenweg zur Erleuchtung im Buddhismus. Sein Werk gibt es in zwei weiteren Kurzfassungen mit 200 Seiten Umfang und eins mit 10 Seiten, das von den Gelugpas täglich rezitiert wird.
Die Gelug-Schule legt großen Wert auf den Mittleren Weg zwischen Weisheit und Praxis.
Ikonographie der Gelug-Schule
Seit dem 16. Jh. sponserten die reichen mongolischen Khane und mandschurischen Herrscher den tibetischen Buddhismus, sie waren dem religiösen Führer Tsongkhapa und den Dalai Lamas treu ergeben. So entstanden die umfangreichsten religiösen tibeto-chinesischen Kunstwerke in dieser Zeit.
Die Reinkarnationen der Dalai Lamas und der Große Meister Tsongkhapa waren ein zentrales Thema in der Gelug-Kunst.
Zum Pantheon der Schutzgottheiten gehören weiter Atisha, Nagarjuna, Avalokiteshvara, Hayagriva, Chakrasambhava, Yamantaka, Guhyasamja, Vajrapani, Sitatapatra, Simhamukha, Vajra Yogini, Manjushri, Kalachakra, Weiße Tara, Grüne Tara, Namgyalma, Kurukulla.
Quellennachweise
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